Kirmesfreund sammelt “Soest”

Yves Powroznik ist Soester durch und durch. Und weil er Soest so gerne mag, ist er ständig auf der Suche nach Besonderheiten und Kuriositäten aus seiner Lieblingsstadt. Sein Zuhause in Bad Sassendorf, wo er mit seiner Frau seit Sommer 2022 wohnt, gleicht einem Soester Museum. Der 32-Jährige sammelt mit großer Begeisterung und spürt immer wieder kleine, aber auch großformatige Schätze auf, die den Soester Alltag vergangener Zeiten lebendig halten. Jedes einzelne Stück im unglaublich großen Fundus erzählt eine eigene Geschichte, und Yves Powroznik könnte zu manchem Thema lange, kurzweilige Vorträge halten. Die Papiertickets vom Universum im Grandweg – wohl aus den 1980er-Jahren – sind nur wenige Zentimeter groß, doch für Soester, die schon eine Menge, aber längst nicht alles über ihre Stadt wissen, mindestens genauso interessant wie ein Foto in Postergröße aus der früheren Zuckerfabrik.  

Da wundert es wenig, dass Sammler und Betrachter im Gespräch leicht vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen. Sie erzählen von den Kino-Filmen, die früher in den Sälen „Broadway“ oder „Hollywood“ liefen oder vom markanten Duft, der einst im Spätherbst während der Rübenkampagne über dem Soester Norden lag. Kirmesfans sehen sich mit großen Augen Fahrkarte und Sonder-Chip für Gustav Schneiders „Alte Liebe“ an und erinnern sich daran, was sie alles in der legendären Schiff-Schaukel erlebt haben, die inzwischen in einem Freizeitpark fest vor Anker liegt. „Alles, was sich rund um die Kirmes dreht – samt Pins und Plakaten – hat es den Soestern besonders angetan“, schildert Yves Powroznik, der eventuell in ferner Zukunft ein Heimatmuseum eröffnen will.

Die Sammel-Leidenschaft ergriff ihn bereits als Kind. Er habe damals vieles querbeet in Schränken und Schubladen aufbewahrt, ohne zunächst auf ein Spezialgebiet festgelegt zu sein. „Was andere vielleicht wegwerfen würden – ich habe meine Freude daran“, sagt er. Oft staunt er selbst darüber, was er alles aufstöbert und ihm wieder einmal vor Augen führt, wie vielfältig Soest doch ist und war. Ein guter Grund für ihn, sich intensiv mit der Heimatstadt zu beschäftigen. Mit einem kleinen Teller vom Porzellanhaus Wensel am Markt – wo viele junge Soester Ehepaare einmal ihr erstes gutes Ess-Service und gepflegte Kaffee-Gedecke kauften – fing alles an, das erste Fundstück eines riesigen Bestandes, mit dem Yves Powroznik seine Liebe zu Soest ausdrückt: Bilder, Bücher, Zeitungen, Geschäftspost, Rechnungen, Flaschenaufkleber, Getränkeuntersetzer, Medaillen, Münzen, Streichholzschachteln, Deckel, Schüsseln, Teller – von Soest kann er, dessen Großvater als belgischer Soldat in der Börde stationiert war, gar nicht genug bekommen. 

Er wird auf Dachböden und „in der hintersten Ecke eines Weinkellers“ fündig, geht zu Haushaltsauflösungen, besucht Flohmärkte, recherchiert im Internet, sucht in Online-Börsen. Die Leute schenken ihm Sachen, weil sie sie bei ihm in guten Händen wissen, er tauscht auch und verfügt inzwischen über ein umfangreiches Netzwerk. Burkhard Schnettler, der über viele Jahre hinweg in Privatinitiative sein Museum der belgischen Streitkräfte aufbaute, ist einer seiner wichtigsten Ansprechpartner.

Zu den Raritäten, die Yves Powroznik in Ehren hält, gehören eine Schüssel vom Haus Buse (eine ehemalige Gaststätte am Brüdertor), ein Teller der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brauerei Topp (einst Osthofenstraße, im Abzweig zu Filzen- und Severinstraße) und ein sehr seltener Bierdeckel, wohl aus den 1920er-Jahren von Jacobibräu (H. Schmits) am Westenhellweg. Keine Soester Kirmes ohne „Dudelmann“. Mit Stolz zeigt Yves Powroznik Original-Etiketten des feinen Magenlikörs, die um die 100 Jahre alt sein dürften und auf den Vertrieb durch den Weinhändler Ignaz Lücking hinweisen. Beim Anblick des Opel-Logos und des Schriftzuges Rosenthal & Rustemeier auf einem Aschenbecher denken viele Soester sofort an das traditionsreiche Autohaus am Westenhellweg, das zunächst Fahrräder und Nähmaschinen angeboten hatte.

‍Quelle: www.schoenes-soest.de

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